Bilder und Skulpturen von Moni Stein ungewöhnlich präsentiert: im Sägewerk Köcher bei Unterwössen

Eine außergewöhnliche Ausstellung an einem ungewöhnlichen Ort ist noch bis Sonntag im Oberwössener Ortsteil Brem zu sehen. Die vielseitige Künstlerin Moni Stein zeigt fast 70 Bilder, meist in Acryl- und Mischtechniken, und über 30 Skulpturen in unterschiedlichsten Materialien im Sägewerk Köcher.

Alle Arbeiten sind innerhalb der letzten fünf Jahre entstanden. Dazu werden in Steins nahegelegenem Atelier Dutzende druckgrafischer Blätter präsentiert.

Der Ausstellungsort ist auf den ersten Blick völlig ungeeignet für eine Kunstpräsentation: mehrere unbenutzte alte Maschinen stehen in dem kleinfenstrigen Sägewerk auf unregelmäßigem Holzboden. Mit hervorragender professioneller Beleuchtungstechnik versteht es Moni Stein jedoch, den ganzen Raum samt Inventar in ihre Kunstwelt mit einzubeziehen. Es entstehen dabei unwillkürlich Analogien zur früheren Nutzung des Sägebetriebs mit seinen Arbeitsprozessen.

Kleine Skulpturen und Plastiken sind zum Beispiel auf einem Strohballen präsentiert, wie der „Sepp“ aus Pappmaché, der vielleicht nach der Wiesnzeit nicht umsonst so blau gefärbt ist.

Aber keineswegs nur witzig gemeint sind die Skulpturen aus den verschiedensten Materialien, wie die Keramik „Auf großem Fuß“, sondern schon die Titel wie: „Es ist vollbracht“ oder „In Erwartung“ große Bronze- oder Betonskulpturen zeigen, dass sich die Künstlerin mit verschiedenen elementaren, auch religiösen Themen und Fragestellungen auseinandersetzt. „Der Herrscher der Erde“ reckt sich aus einer großen, rissigen Weltkugel hervor oder eine hünenhafte Hand ragt aus einem Loch im Holzboden – oder aus der Unterwelt?

Großartig wirkt in dem großen Raum der hängende „Mantel meines Vaters“, der mit den kleinen Bronzefiguren „Aus dem Schatten getreten“ und „Nachfolger?“ durch die Wirkung von Licht und Schatten bestens zur Geltung kommt.

Moni Stein, 1954 in München geboren, beschäftigt sich nach ihrem Leben als Mutter von vier nun erwachsenen Kindern und als mehrfache Oma erst seit zehn Jahren intensiv mit Aquarell- und Acrylmalerei, später auch mit den verschiedenen Techniken der Skulptur.

Mit großer Zielstrebigkeit eignete sie sich verschiedene Techniken an und besuchte regelmäßig Kunstakademien. Schon mehrfach bestritt sie neben mehreren Gemeinschaftsausstellungen auch Einzelschauen, nicht nur in der Region, sondern auch in Salzburg oder London.

Das „Farbenwerk“, so der Titel der Präsentation in Unterwössen, manifestiert sich vor allem in den meist großen, farbenfrohen Bildern. Bei der Malerei lässt sich Stein von ihrer Intuition leiten. Die Farbkompositionen auf Papier, Karton oder Leinwänden scheinen großzügig, mit leichter Hand entwickelt, lassen jedoch bei näherer, auch wiederholter Betrachtung oft Unerwartetes entdecken, zum Beispiel bei der Gegenüberstellung „Schneewittchen/Eitelkeit“.

OVB – Chiemgau-Zeitung